Die Geschichte

So ging's weiter:

Nachdem Bauarbeiter mich gefunden hatten, bin ich heimlich aus meiner Grube herausgekrabbelt und losmarschiert. Aber weit kam ich nicht, denn verführerische Klänge lockten mich zu einer Gruppe junger Pianisten.

Und dort entdeckte man dann mein Talent - ich bin nämlich ein wahres mammuthus pianogenius!

Im Herbst 2010 erzählten Klavierschüler und Dr. Schüring meine Geschichte und spielten dazu die Klavierstücke aus Robert Schumanns Album für die Jugend op. 68.

So beginnt meine Geschichte:

Das, von dem ich euch nun berichten werde, ist schon ziemlich lange her:

Es war vor fast genau 100 Jahren fast genau dort, wo sich heute mein Klavierstudio befindet:

Bauarbeiter buddelten in einer Lehmgrube gleich hier gegenüber, im vorderen Bereich des heutigen Kaldewei-Firmenparkplatzes. Sie waren schon in etwa 2 m Tiefe, da hörten sie ein Geräusch - Anton war auf etwas Hartes gestoßen. Vorsichtig buddelten sie weiter und hatten schließlich Reihe langer, schmaler, schwarzbrauner Teile freigelegt.

"Du, Carl, ich glaube, das sind Knochen." "Und da ist noch einer, und sieh, es sind ganz viele. Das ist ja ein ganzes Skelett!" "Mann, das muss ja ein Riiiiiiesen-Vieh gewesen sein. Vielleicht ein Elefant?" "Nicht möglich, wir leben doch nicht im Dschungel." "Oder gar Dinosaurier?"

An dieser Stelle unterbrach ihn Anton: "Du, Carl, ich glaube, das müssen wir dem Chef melden!"

Also gingen die Beiden zu ihrem Vorarbeiter, der zu seinem Vorgesetzten, der wiederum zum Firmenleiter, dieser zum obersten Chef des Auftragsgebers.. .

... und schließlich wurden Archäologen aus Münster bestellt, die sich diesen seltsamen Fund einmal genauer ansehen sollten.

Aber bis die kamen, brauchten Anton und Carl gar nicht mehr in der Grube zu buddeln, nein, niemand durfte dorthin. Alles wurde abgesperrt. Und dann war erst einmal Ruhe!

Das heißt die Menschen glaubten, es wäre nun ruhig. Wenn die gewusst hätten, was dort in Wahrheit los war!

Als Carl und sein Kumpel überlegten, um was für ein Tier es sich handeln könnte, hatten sie es nämlich schon fast erraten:

Es war ein Mamm ...

... Mut! Diese Welt hat viel zu bieten, nur Mut, diese Welt ist sicherlich gut,

was soll ich Geschichte hüten, nur Mut, ich hab viel zu lang geruht.

Hier gibt es Vieles zu entdecken, Schönes und auch mal etwas Hässliches,

darf mich nur davor nicht verstecken, raus aus dem Loch nur dann erleb ich ...

Mut! Diese Welt hat viel zu bieten, nur Mut, diese Welt ist sicherlich gut,

was soll ich Geschichte hüten, nur Mut, ich hab viel zu lang geruht.

Das Skelett hatte sich so viel Mut angesungen, dass es inzwischen aus der Grube heraus gekrabbelt war. Zuerst hatte es seine von der langen Lagerung im Lehm verschobenen Knochen gerichtet. Wie ein Hund schüttelte es sich nun den Dreck vom Leib, danach putzte es sich ein wenig. Schließlich stand es da, fest entschlossen, die Welt zu erforschen.

Es blickte nach links, es blickte nach rechts, und dann entschied es, einfach geradeaus zu marschieren. Ein wenig knackten die 220 Knochen noch, aber das war ja auch kein Wunder nach über 41.000 Jahren im Boden!

Es war noch nicht weit gekommen, da vernahm es ganz leise Musik.

Mmh - was waren das für köstliche Klänge? So verführerisch, das Skelett konnte gar nicht anders, als ihnen nach zu gehen. Und wie von einem Puppenspieler geführt MUSSTE es einfach den Schritten dieser Melodie folgen war das nicht so, wie sein eigenes Lied? Also tappte es ganz gleichmäßig:

Drei ma-a-l vor, eins zwei drei vier fünf - rück.

Komisch - eigentlich wäre es auf diese Weise ja rückwärts gegangen. Aber das Mammut drehte sich automatisch und taumelte so bis zu der Stelle, von der diese magische Musik ausging: Nur ein paar Meter von seinem Ausgrabungsort entfernt stand es nun vor einer sehr eleganten Villa.

Neugierig, wie Mammut-Skelette nun einmal sind, ging es um das Haus herum, immer lauter und immer schöner klangen die Töne. Schließlich konnte es durch ein Fenster an der Seite in den Saal blicken, aus dem die Musik kam. Es musste sich allerdings ganz schön bücken!

Wow das war beeindruckend! Kinder saßen vor einem schwarzen langen Tisch (oder so ähnlich), und immer, wenn sie darauf rum drückten, erklangen die schönsten Töne. Die Neugierde des Mammuts wuchs und wuchs ..

... bis sich plötzlich vor seinem linken Bein die Hauswand öffnete und eine kleine Frau heraus kam.

Sie staunte nicht schlecht: Was war denn das? Ein riesiges Wesen, lauter Knochen, ein mächtig langer Stoßzahn. Aber irgendwie sah es auch lieb aus. Nein, Angst hatte sie überhaupt nicht.

Und wie das Mammut erst drein blickte: SO einen Menschen hatte es noch nie gesehen! Mit bunter Haut und auf dem Kopf ganz komisch geformtes Fell. Aber hübsch sah sie aus!

Als erste brach Frau Ebenholz brach das Schweigen: "Ja hallo! Aber wer bist du denn? Stehst hier neugierig vor dem Fenster und belauschst unsere Generalprobe! Möchtest du mal richtig zuschauen, meine Klavierkinder wären sicherlich begeistert? Wenn du magst, geh noch etwas weiter und dann rechts um die Ecke, vom Garten aus kannst du sicherlich durch die Terrassentür ins Haus schauen. Warte, ich öffne dir die Tür."

Na, die Einladung nahm das Skelett nur zu gerne an. Es musste sein Schulterbein ganz schön zusammenziehen und den Schädel senken, aber dann blickte es durch die Tür in einen Raum, der so hoch war, dass es mit seinen 3,20 m Höhe aufrecht dort hätte stehen können. Bloß: Hineingehen konnte es leider nicht, die Wand war ja im Weg. Aber auch von hier aus hatte es eine prächtige Aussicht.

Frau Ebenholz zeigte auf den schwarzen Tisch: "Schau, das ist der Flügel, auf dem meine Klavierschüler heute Abend spielen werden. Hat er nicht wunderschöne Tasten?"

Als das Mammut auf die weißen Tasten blickte, erschrak es:
Das war doch, die hatten glatt - - - Stoßzahnbelag! Wer machte denn so etwas? War das eine Falle, man wollte ihn fangen und dann ran an seine Zähne?

Frau Ebenholz schien Gedanken lesen zu können: "Der dünne Belag ist das Elfenbein eines Elefanten, darauf haben die Hände des Pianisten ein besonders angenehmes Spielgefühl", sagte sie.

Puh, kein Mammutzahn, aber trotzdem hatte der Elefant das tiefe Mitgefühl des Mammuts.

"Wir proben gerade für ein Geburtstagskonzert - hast du eine Ahnung, wen wir feiern wollen?" fragte Frau Ebenholz.

Aber das wäre doch nicht nötig gewesen! Kaum war es neu geboren, da wollte man schon ein Konzert ihm zu Ehren geben!

Frau Ebenholz erklärte weiter: "Der berühmte Pianist und Komponist Robert Schumann wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Wenn das kein großes Jubiläum ist! Und aus diesem Anlass werden meine Klavierschüler heute Abend sein bekanntestes Werk, das Album für die Jugend op. 68, vortragen. Soeben waren wir bei dem Choral angekommen, der das zentrale Stück der ganzen Sammlung darstellt. Denn seine Melodietöne sind so oder leicht abgewandelt bei ganz vielen Kompositionen dieses Albums zu finden. Aber wenn du magst, fangen wir noch einmal von vorne an. "

Ein wenig traurig war das Mammut schon, dass man gar nicht SEINEN Jubeltag feiern wollte. Aber Frau Ebenholz ahnte davon natürlich nichts, sie sprach einfach weiter...

Hier geht die Geschichte natürlich weiter!

Nur soviel sei verraten:

Die Kinder zeigen dem Skelett, wie herrlich die Musik Schumanns klingt, indem sie ihm ihre Stücke aus dem Album für die Jugend vorspielen und dazu auch etwas erklären.

Die Titel und der Ausdruck der Kompositionen entführen das Tier immer wieder in eine Traumwelt, in der es sich verliebt, seine Angebetete von Entführern retten muss ...

Außerdem erweist es sich als außerordentlich musikbegabt, daher wird es der Gattung des MAMMUTHUS PIANOGENIUS zugeordnet.

Ihm wachsen Haare, es wird immer dicker - bis die Kinder darauf kommen, dass es sich von Musik ernährt! So geben sie ihm einen passenden Namen: Mammpf!

Aber Mammpf hat nicht nur die Klänge, sondern auch die Noten der Kinder gefressen. Wie sollen sie denn nun am Abend ihr Konzert geben?

Traurig geht Mammpf wieder zurück in seine Grube, denn Schaden hatte er nicht anrichten wollen!

Und dann finden ihn die Archäologen aus Münster, bergen ihn und bringen ihn ins Museum - wo er zum Star wird!

Literatur zu Schumanns "Album für die Jugend" :


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