Mammpf - die ganze Geschichte zum Lesen

Lesen Sie meine Geschichte:

1 Vorspiel/ Orgel

2 Das, von dem ich euch nun berichten werde, ist schon ziemlich lange her! Es war vor fast genau 100 Jahren fast genau dort, wo sich heute mein Klavierstudio befindet:

Bauarbeiter buddelten in einer Lehmgrube gleich hier gegenüber, im vorderen Bereich des heutigen Kaldewei-Firmenparkplatzes. Sie waren schon in etwa zwei Meter Tiefe, da hörten sie ein Geräusch Adrian war auf etwas Hartes gestoßen. Vorsichtig buddelten sie weiter und hatten schließlich eine Reihe langer, schmaler, schwarzbrauner Teile freigelegt.

"Du, Julian, ich glaube, das sind Knochen." "Und da ist noch einer, und sieh, es sind ganz viele. Das ist ja ein ganzes Skelett!" "Mann, das muss ja ein Riiiiiiesen-Vieh gewesen sein. Vielleicht ein Elefant?" "Nicht möglich, wir leben doch nicht im Dschungel." "Oder gar Dinosaurier?"

An dieser Stelle unterbrach ihn Julian: "Du, Adrian, ich glaube, das müssen wir dem Chef melden!"

Also gingen die beiden zu ihrem Vorarbeiter, der zu seinem Vorgesetzten, der wiederum zum Firmenleiter, dieser zum obersten Chef des Auftragsgebers .

und schließlich wurden Archäologen aus Münster bestellt, die sich diesen seltsamen Fund einmal genauer ansehen sollten.

Aber bis die kamen, brauchten Adrian und Julian gar nicht mehr in der Grube zu buddeln, nein, niemand durfte dorthin, Alles wurde abgesperrt. Und dann war erst einmal Ruhe!

Das heißt die Menschen glaubten, es wäre nun ruhig. Wenn die gewusst hätten, was dort in Wahrheit los war

Als Adrian und sein Kumpel überlegten, um was für ein Tier es sich handeln könnte, hatten sie es nämlich schon fast erraten:

3 Lied: Mut (Hannah + Julius)

Das Skelett war von einem Mamm ...

... Mut! Diese Welt hat viel zu bieten, nur Mut, diese Welt ist sicherlich gut,

was soll ich Geschichte hüten, nur Mut, ich hab viel zu lang geruht.

Hier gibt es Vieles zu entdecken, Schönes und auch mal etwas Hässliches,

darf mich nur davor nicht verstecken, raus aus dem Loch nur dann erleb ich ...

Mut! Diese Welt hat viel zu bieten, nur Mut, diese Welt ist sicherlich gut,

was soll ich Geschichte hüten, nur Mut, ich hab viel zu lang geruht.

4 Das Skelett hatte sich so viel Mut angesungen, dass es inzwischen aus der Grube heraus gekrabbelt war. Zuerst hatte es seine von der langen Lagerung im Lehm verschobenen Knochen gerichtet. Wie ein Hund schüttelte es sich nun den Dreck vom Leib, dann putzte es sich ein wenig. Schließlich stand es da, fest entschlossen, die Welt zu erforschen.

Es blickte nach links, es blickte nach rechts, und dann entschied es, einfach geradeaus zu marschieren. Ein wenig knackten die 220 Knochen noch, aber das war ja auch kein Wunder nach über 41000 Jahren im Boden!

Es war noch nicht weit gekommen, da vernahm es ganz leise Klaviermusik. Mmh was waren das für köstliche Klänge? So verführerisch, das Wesen konnte gar nicht anders als ihnen nach zu gehen. Und, wie von einem Puppenspieler geführt, MUSSTE es einfach den Schritten dieser Melodie folgen war das nicht so, wie sein eigenes Lied? Also tappte es ganz gleichmäßig:

Drei ma-al vor, ein zwei drei vier fünf - rück.

Komisch: Eigentlich wäre es auf diese Weise ja rückwärts gegangen. Aber das Mammut drehte sich automatisch und taumelte so bis zu der Stelle, von der diese magische Musik ausging:

Nur ein paar Meter von seinem Ausgrabungsort entfernt stand es nun vor einer sehr eleganten Villa.

Neugierig, wie Mammut-Skelette nun einmal sind, ging es um das Haus herum, immer lauter und immer schöner klangen die Töne. Schließlich konnte es durch ein Fenster an der Seite in den Saal blicken, aus dem die Musik kam. Es musste sich allerdings ganz schön bücken!

Wow das war beeindruckend! Kinder saßen vor einem schwarzen langen Tisch (oder so ähnlich), und immer, wenn sie darauf rum drückten, erklangen die schönsten Töne. Die Neugierde des Mammuts wuchs und wuchs

bis sich plötzlich vor seinem linken Bein die Hauswand öffnete und eine kleine Frau heraus kam. Sie staunte nicht schlecht: Was war denn das? Ein riesiges Wesen, lauter Knochen, mächtige, lange Stoßzähne, aber irgendwie sah es auch lieb aus. Nein, Angst hatte sie überhaupt nicht.

Und wie das Mammut erst drein blickte: SO einen Menschen hatte es noch nie gesehen! Mit bunter Haut und auf dem Kopf ganz komisch geformtes Fell. Aber hübsch sah sie aus!

Als erste brach Frau Ebenholz das Schweigen: "Ja hallo! Aber wer bist du denn? Stehst hier neugierig vor dem Fenster und belauschst unsere Generalprobe! Möchtest du mal richtig zuschauen, meine Klavierkinder wären sicherlich begeistert? Wenn du magst, geh noch etwas weiter und dann rechts um die Ecke, vom Garten aus kannst du, wenn du dich etwas kleiner machst, sicherlich durch die Terrassentür ins Haus schauen. Warte, ich öffne dir die Tür."

Na, die Einladung nahm das Skelett nur zu gerne an, also ging es los. Es musste sein Schulterbein ganz schön zusammenziehen und den Schädel senken, aber dann blickte es durch die Tür in einen Raum, der so hoch war, dass es mit seinen 3,20 m Höhe aufrecht dort hätte stehen können. Bloß: Hineingehen konnte es leider nicht, die Wand war ja im Weg. Aber auch von hier aus hatte es eine prächtige Aussicht.

"Schau, dass ist der Flügel, auf dem meine Klavierschüler heute Abend spielen werden. Hat er nicht wunderschöne Tasten?" Als das Mammut auf die weißen Tasten blickte, erschrak es: Das war doch, die hatten glatt

Stoßzahnbelag! Wer machte denn so etwas? War das eine Falle, man wollte ihn fangen und dann ran an seine Zähne?

Frau Ebenholz schien Gedanken lesen zu können: "Der dünne Belag ist das Elfenbein eines Elefanten, darauf haben die Hände des Pianisten ein besonders angenehmes Spielgefühl", sagte sie.

Puh, kein Mammutzahn, aber trotzdem hatte der Elefant das tiefe Mitgefühl des Mammuts.

"Wir proben gerade für ein Geburtstagskonzert hast du eine Ahnung, wessen Geburtstag wir feiern wollen?" fragte Frau Ebenholz. Aber das wäre doch nicht nötig gewesen! Kaum war es neu geboren, da wollte man schon ein Konzert ihm zu Ehren geben!

Frau Ebenholz erklärte weiter: "Der berühmte Pianist und Komponist Robert Schumann wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Wenn das kein großes Jubiläum ist! Und aus diesem Anlass werden meine Klavierschüler heute Abend sein bekanntestes Werk, das Album für die Jugend op. 68, vortragen. Soeben waren wir bei dem Choral angekommen, der das zentrale Stück der ganzen Sammlung darstellt. Denn seine Melodietöne sind so oder in leicht abgewandelt bei ganz vielen Kompositionen dieses Albums zu finden. Aber wenn du magst, fangen wir noch einmal von vorne an. "

Ein wenig traurig war das Mammut schon, dass man gar nicht SEINEN Jubeltag feiern wollte.

Aber Frau Ebenholz ahnte davon natürlich nichts, sie sprach einfach weiter: "Claudia wird nun das erste Stück aus dem Album für die Jugend spielen."

5 Melodie (Claudia)

6 Mmh, lecker, das Mammut konnte sich gar nicht satthören. Fragend schaute es zu Claudia: "Wie heißt denn diese schöne Melodie?" "Melodie, ist doch klar!" hauchte die zurück. Ist ja eine super Idee sozusagen eine doppelte Melodie, da hätte es ja auch selber drauf kommen können!

"Und hier nun ein richtiges Geburtstagslied, ein Marsch!" Mit diesen Worten kündigte Leon sein Stück an. Das Skelett richtete sich stolz auf, sie hatten also doch an ihn gedacht! "Genauer gesagt der Soldatenmarsch!" fuhr Leon fort. Soldaten zu seiner Geburt? Waren die Menschen doch nicht so friedlich, wie es gehofft hatte? Dem Mammut kamen Zweifel, aber Frau Ebenholz erklärte, warum der Soldatenmarsch eigentlich ein Geburtstagsständchen war: "Seiner ältesten Tochter, Marie, schenkte Robert Schumann zum siebten Geburtstag ein Heft mit kleinen Klavierstücken, die fast alle später in dem Album für die Jugend abgedruckt wurden. Leons Soldatenmarsch ist die Nummer 2 aus diesem Heft."

7 Soldatenmarsch(Leon)

8 Das Mammut hatte Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Ein eigenes Notenbuch als Geburtstagsgeschenk, das wäre was gewesen! " und das Schlafliedchen ist das erste Stück dieses Geburtstagsalbums", erklärte Leon weiter.

9 Trällerliedchen(Luisa S. + Johanna)

10 "Siehst du, Schlafliedchen, ich hab es dir ja gesagt!" "Nein, ich bin mir ganz sicher, das heißt Trällerliedchen. Wetten?" Luisa triumphierte, aber Johanna suchte den Beistand der Klavierlehrerin. "Heißt das nun Trällerliedchen oder Schlaflied?" "Nun seid doch friedlich", lachte die zurück. "Ihr habt ja beide recht: Dieses Lied hat Schumann zuerst seiner Tochter Marie in ihrem Geburtstagsalbum geschenkt, da hieß es Schlafliedchen für Ludwig. Aber als es später in dem Jugendalbum gedruckt wurde, dann als Trällerliedchen. Der kleine Ludwig, das jüngste Kind der Schumanns, hatte übrigens mit beiden Titeln etwas zu tun: Zuerst sollte es ein Schlaflied für ihn sein. Später bemerkte sein Vater einmal, dass "Ludwig trällerte", und daraus wurde dann der Name Trällerliedchen." Johanna und Luisa waren beruhigt.

Nun wurde es ernst, und gaaanz feierlich. Aber das war doch SEINE Melodie, die lag dem Mammut doch schon seit Ewigkeiten im Ohrkanal, ein richtiger Ohrwurm! Deshalb hatte es die ja auch eben beim Gedenken an den toten Elefanten gefühlt. Doch woher kannte Julian diese Töne?

11 Ein Choral(Julian)

12 Frau Ebenholz erklärte eben den Kindern, dass das die Melodie eines ganz berühmten Kirchenliedes war, die Robert Schumann nun mit anderen Stimmen kombiniert hatte. Später tauchte dieser Choral in einer schwierigeren Fassung noch einmal auf. Und seine ersten Melodietöne wären ja so oder umgekehrt auch schon in den Anfängen der anderen Klavierstücke, die die Kinder gespielt hatten, zu hören gewesen.

Die Kinder blickten fragend. Aber das Mammut hatte diesen Zusammenhang tatsächlich schon bemerkt. "Ich zeige es euch", rief es zu der Gruppe. Als die Kinder und Frau Ebenholz zu ihm gelaufen kamen, nahm das Skelett seinen Schädel wieder nach draußen und ging ein wenig zurück in den Garten. Und dort führte es einen Mammut-Tanz auf, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte!

"Also, so waren die ersten Schritte bei Ein Choral!" Es machte drei Schritte nach hinten und dann fünf zum Haus hin. "Der Soldatenmarsch hatte dieselben Schritte nur etwas höher." Wieder fing es an zu tanzen. Die Kinder mussten lachen, denn es sah schon komisch aus, wie so ein riesiges Knochengerippe mit tapsigen Schritten auf der Wiese tänzelte. "Und jetzt wird es richtig interessant: Bei Trällerliedchen wird die Melodie auf den Kopf gestellt. Und bei Melodie war das noch etwas komplizierter. Meine Hochachtung, Schumann, das ist genial!" Das Mammut tanzte und triumphierte, das machte ja richtig Spaß! Und am Schluss seiner Darbietung applaudierten die Kinder, so, als wäre es ein Pop-star.

"Meine Hochachtung an dich, liebes Mammut, du bist ja auch ein Genie! Wenn ich mich recht erinnere, gab es zu deiner Zeit die Gattung des Mammuthus Primigenius. Aber dich sollten wir besser der besonderen Spezies des MAMMUTHUS PIANOGENIUS zuordnen! Du bist ja wirklich klug und hast ein ausgezeichnetes musikalisches Gespür!" staunte Frau Ebenholz. "Und auch die Melodieanfänge der nächsten beiden Stücke lassen sich auf diese Tonfolge zurückführen. Ida und Elena, spielt doch bitte einmal euer Stückchen."

"Hey, rück doch mal ein Stückchen!" Ida schubste Julian zur Seite und drängte sich an den Flügel.

13 Stückchen(Ida + Elena)

14 "Ida, hast du heute eigentlich schon deine Hausaufgaben gemacht?" fragte Elena ihre Schwester. Die sah sie ratlos an. "Wir sind hier bei einer Klavierprobe, und da fragst du mich so etwas? Was soll denn das?" rief sie empört. Elena hatte mit dieser Reaktion gerechnet und grinste: "Es ist nämlich so, dass Robert Schumann dieses Stückchen schon in Maries Geburtstagsalbum schrieb, aber da hatte es noch einen anderen Namen, es hieß Nach vollbrachter Schularbeit zu spielen." "Ach so, ja habe ich." Ida staunte, woher Elena das schon wieder wusste.

"Das ist ja ähnlich wie bei meinem Stück, das hatte in dem Geburtstagsalbum auch noch einen anderen Namen", stellte Merle fest.

15 Armes Waisenkind(Merle + Sophie)

16 "Merle, sagst du den anderen noch, wie dein Stück heißt?" bat Frau Ebenholz. Und die antwortete: "Zuerst hieß es Liedchen eines armen Kindes, und daraus wurde später der Titel Armes Waisenkind, da kann sich ja jeder Klavierspieler vorstellen, wie sich das Kind gefühlt haben muss." "Nicht nur die Pianisten", schluchzte das Mammut. Die Kinder sahen zu ihm, es hatte Tränen in seinen Augenhöhlen. Und dann erzählte das Wesen ihnen seine Geschichte:

"Wir waren damals mit unserer Herde unterwegs, wir zogen ja ständig umher, schließlich mussten wir täglich riesige Mengen Gras fressen, um zu überleben. Ab und zu waren wir dabei auch Menschen begegnet, und manche haben uns auch gejagt. Aber nie hatten die Menschen einem von uns wirklich schaden können, bis zu jenem verhängnisvollen Tag: Ich trottete neben meiner Mammut-Mama her, als die plötzlich im Boden versank. Nein, das war keine Erdkuhle, das war eine Falle, die die Menschen dort gegraben hatten. Ich rief um Hilfe, und die anderen versuchten auch, meine Mutter an ihrem Rüssel herauszuziehen vergebens. Ein paar Stunden später sind sie dann weitergezogen. Ich konnte das nicht, ich habe bei meiner Mamma gewartet, aber die wurde immer schwächer. Als dann die Jäger kamen und mit ganz gemeinen spitzen Werkzeugen auf meine Mutter losgingen, bin ich geflüchtet. Sie war schon vorher fast gestorben, die Menschen brauchten ihr nur noch den Rest zu geben.

Jetzt merkte ich, dass ich ein Waisenkind war, denn mein Vater war schon zig Jahre vorher gestorben. Und ich wusste nicht, was aus mir werden sollte. Aber diese Trauer nutzte das Eiszeitnashorn, das mich genau in dem Moment frech angriff, aus. Wir kämpften bis zuletzt ich fiel auf meine linke Seite und blieb im Sumpf stecken." Die Kinder schauten es mitleidig an. "Entschuldigt, ich möchte euch nicht mit meiner Geschichte langweilen. Aber eben, als ich diese Musik hörte, da litt ich genau so wie damals, vor 41.000 Jahren. Dieser Komponist, wie hieß er noch gleich, ah, Robert Schumann, der wusste anscheinend genau, wie sich Trauer anfühlt."

"Dann bringe ich dich jetzt auf andere Gedanken, denn mein Klavierstück ist überhaupt nicht traurig, eher schnell und springend, es heißt Jägerliedchen." Adrian wollte das Mammut aufheitern, aber jetzt fing das auch noch an zu zittern. "Habe ich etwas Falsches gesagt, was ist denn los?" fragte Adrian besorgt. "Oh nein, du meinst es ja bestimmt gut. Aber Jäger, die waren es doch gerade, die meine Mutter umgebracht hatten! Nein, alles, aber bitte kein Jägerliedchen!" Das Mammut bibberte bei diesen Worten weiter.

"Aber das ist doch etwas ganz anderes", entgegnete Adrian beruhigend. "Heute jagen die Jäger nicht mehr, um überleben zu können. Und sie tragen schicke Jagd-Uniformen, sie reiten auf Pferden und sie haben ein Jagdhorn, willst du einmal das Signal hören?" Er war an den Flügel gegangen und spielte nun ein paarmal eine Quarte: Trara trara

"Klingt prima, wenn ich das damals gehört hätte, wäre ich gewarnt gewesen und hätte flüchten können", meinte das Mammut versöhnlich. "Also gut, lass mich dein Jägerliedchen hören."

17 Jägerliedchen(Adrian)

18 "Da sehe ich die ganze Jagd vor mir. Die Hörner blasen, die Pferde tänzeln, alles eilt herbei." Das Mammut stellte sich vor, wie solche fein gekleideten Jäger hinter ihm her waren. Es rannte weg, verfolgt von diesen Reitern.

19 Wilder Reiter(Luisa E.)

20 Aber was war das? Als es sich umdrehte, um die Nähe seiner Verfolger zu überblicken, sah es, dass die auf Schaukelpferden unterwegs waren, das wirkte ja schon komisch! Und auf ihnen ritten Kinder! Ein kleiner Junge war schneller unterwegs, er hatte ein Steckenpferd, und damit kam er dem Mammut gefährlich nahe Aber als er dann in sein Jagdhorn blies, fiel er weit zurück und das Mamut konnte flüchten. "Das war aber ein wilder Reiter", staunte das Mammut, fast hätte er mich erwischt!" "Volltreffer", lobte Luisa. "Genauso heißt mein Stück! Hast du die Jagdhorn-Quarte zu Beginn bemerkt?" "Na klar!" Als Bestätigung spielte das Mammut auf einem unsichtbaren Jagdhorn: Trara, trara

"Boh, ey, Luft-Jagdhorn, super!" Frau Ebenholz schaute Julius verwundert an. "Ja, mein Bruder spielt immer Luftgitarre, das geht so." Bei der Gelegenheit stellte sich der Junge mitten im Raum auf und begann, einen Rockgitarristen zu imitieren. Jetzt blickten alle verwundert drein, bis Frau Ebenholz meinte: "Julius, ich glaube, da flunkerst du uns aber etwas an. Die E-Gitarre wird doch erst in 40 Jahren erfunden!" Ertappt, Julius ging kleinlaut zur Seite.

"Aber wenn du dich mit einer ganz normalen Gitarre begnügen könntest, die ist in meinem Stück zu hören", meinte Linda aufmunternd.

21 Volksliedchen(Linda)

22 Sobald das Mammut die ersten Klänge vernahm, fühlte es sich in eine andere Welt versetzt. Es sah sich mit einer Gitarre, sein rechter Fuß glitt von oben nach unten über die Saiten, und dazu sang es diese schöne, klagende Melodie. Eine süße kleine Mammutkuh blinzelte ihm verschämt zu, ach, war die hübsch! Da kam ein FröhlicherLandmann, von der Arbeit zuückkehrend, um die Ecke und ging an ihnen vorbei. Aber die Beiden zuckten nur mit den Schultern und schauten sich vielsagend an: Schon komisch, diese Menschen, leisten Schwerstarbeit und hüpfen dann gut gelaunt durch die Gegend!

23 Fröhlicher Landmann(Julius R.)

24 Schließlich fasste sich das Mammut ein Herz und forderte seine Angebetete zum Tanz auf. Und nun führte es sie, erst vornehmen Schrittes, dann drehten sie sich übermütig im Kreise. Zum Glück kehrte danach die langsame Anfangsmusik wieder, denn so etwas war das Mammut gar nicht gewohnt. Nun drehte sich Alles in seinem Kopf.

25 Sizilianisch(Carina)

26 "Mammut, was hast du? Ist dir schwindlig?" fragte Carina besorgt. Erst jetzt merkte das Mammut, dass es eben geträumt hatte. Schade, es hatte sich tatsächlich verliebt und dieses Gefühl sehr genossen! Natürlich wollte es sich nichts anmerken lassen, deshalb tat es interessiert: "Wie heißen denn diese Tänze?" "Das ist nur ein Stück. Aber deine Idee ist gar nicht so abwegig die beiden unterschiedlichen Teile hat Schumann ursprünglich als Zwei Sicilianische bezeichnet, später setzte er sie zu diesem Stück zusammen und nannte es Sizilianisch." Als Carina merkte, dass das Mammut etwas ratlos drein blickte, fügte sie noch hinzu: "Du musst wissen, Sizilien ist eine Insel und gehört zu Italien." "Mmh ich mag italienische Kost!" Und schon sah es sich auf einem sizilianischen Marktplatz, wie es seine Angebetete in den Arm nahm, sich zu ihr vorbeugte

27 Knecht Ruprecht(Leonie)

28 Das Mammut war zurück gewichen. Es hatte sich fürchterlich erschrocken. So was Gemeines! Nun war sie weggelaufen! Auch einige Kinder waren kreidebleich geworden. Leonie aber freute sich, dass sie es geschafft hatte, die Gruppe zu erschrecken. "Stellt euch vor, eigentlich wollte Schumann sein Heft unter dem Namen Weihnachtsalbum veröffentlichen, dabei ist dieses hier das einzige Stück, das mit diesem Fest zu tun hat, es heißt Knecht Ruprecht. Aber klingt das nach Weihnachtsstimmung? Obwohl - genauso müsste sich doch das Gepolter von Knecht Ruprecht anhören, wenn man ihn mal so richtig verärgern würde, oder? In der Mitte dann Himmelsklänge, vielleicht von den Engeln, und schließlich rast der finstere Gesell wieder los. Genauso hat sich Robert Schumann das überlegt, und gut, dass ihr auch heute, 100 Jahre später, noch so ergriffen seid", erklärte sie.

"Leonie, das stimmt nicht ganz", übernahm Frau Ebenholz den Monolog. "Wir feiern in diesem Jahr den 100. Geburtstag von Schumann. Aber als Baby wird er doch wohl kaum solche Musik erfunden und auch aufgeschrieben haben. Nein, das Album für die Jugend wurde 1848 gedruckt, da war er also 38 Jahre. Er hatte es für Klavierschüler geschrieben, damit die im Unterricht nicht immer nur Etüden und Tonleitern und so etwas üben mussten sondern auch richtig schöne Musik spielen konnten. Und dann kam das bei denen so gut an, dass es zum Bestseller der Zeit wurde. Viele Komponisten haben versucht, das nachzumachen, aber so einen Erfolg wie Robert Schumann hatte damit keiner."

"Also, mir gefallen die Stücke", meinte Mattea. "Ja, aber ob Kinder in 100 Jahren, wenn dann endlich die Rockmusik erfunden sein wird, das immer noch so cool finden?" wagte Julius zu bezweifeln. "Das werden wir ganz bestimmt nicht mehr erfahren, oder willst du eine Zeitreise ins Jahr 2010 machen?" lachte Mattea ihn aus. "Ja, aber diese Titel werden den Kindern bestimmt doch seltsam vorkommen, da bin ich mir sicher." Julius ließ sich nicht beirren. "Sarah und Giulia, wie heißt noch gleich das Stück, das ihr nun spielen werdet, das hat doch auch so einen komischen Namen?"

"Mai, lieber Mai, - - - Bald bist du wieder da!, stimmt, das hört sich ja schon jetzt sonderbar an. Aber es trifft den Charakter der Musik, sie klingt so sehnsüchtig. Das werden ja wohl auch die Kinder 2010 spüren!" antwortete Sarah.

29 Mai, lieber Mai, - - - Bald bist du wieder da!(Sarah + Giulia)

30 Mai, der Monat der Verliebten! Das Mammut freute sich, dass es seine Freundin dann vielleicht wiedersehen könnte. Aber die Kinder ahnten davon natürlich nichts, sie diskutierten immer noch über die Titel der Kompositionen. "Da bin ich ja mit dem Namen meines Stücks noch richtig gut dran", freute sich Marie. "Studie bleibt Studie, und meine Musik klingt zwar wunderschön, aber im Grunde ist es eine Übung für das Dreiklangsspiel."

31 Kleine Studie(Marie)

32 Den Kindern war aufgefallen, dass das Mammut schon länger nichts mehr gesagt hatte. "Hey du, Mammut, wie fandest du denn unsere Lieder?" fragte Giulia und wandte sich zum Fenster um. Sie drehte den Kopf zurück, und wieder rum. "Schnell, schaut her, das gibt es doch nicht!" rief sie den anderen zu. Und dann konnten sie alle nicht glauben, was sie dort sahen: Das Skelett wirkte eigentlich wie vorher, aber auf seinem Schädel standen nun zwei dicke braune Haare hoch, die aussahen wie Wollfäden. Und ein wenig praller war das Gesicht auch geworden.

Das Mammut meinte, es hätte etwas falsch gemacht, weil es die Kinder so anstarrten. Unsicher und mit fragendem Blick schaute es zurück. Nun ging Frau Ebenholz nach vorne und betrachtete die Haare genauer, schließlich fasste sie sie auch an. "Na so was, die sitzen ganz fest auf deinem Schädel. Wo die wohl her kommen. Geht es dir gut, fehlt dir was?" "Nein, mampf, mampf, ich muss nur erst noch etwas schlucken, diese harten Töne von dem Knecht Ruprecht liegen mir noch immer schwer im Magenbereich. Etwas Leichteres würde ich mir nun wünschen, so, wie die letzten beiden Stücke. Aber nein, eigentlich bin ich ganz fit. Was ziehen Sie denn da an meinem Kopf, das macht man doch nicht!"

Also ließ Frau Ebenholz ihn wieder los, meinte zu den Kindern, das Mammut könnte wohl etwas Ruhe gebrauchen, und den Wunsch nach einem feineren Musikstück würde Melina ja nun erfüllen, denn als nächstes käme ja eh ihr Frühlingsgesang dran.

33 Frühlingsgesang(Melina)

34 "Mmh", meinte das Mammut, "das war sehr schön. Ebenso idyllisch wie das Mailied." "Und es hat dieselbe Tonart und ist auch sonst ähnlich in der Thematik", belehrte Melina es. "Also, ich mag es!" "Apropos mögen: Du Mammut, magst du eigentlich Markklöschen?" fragte Clara das Wesen. "Keine Ahnung, habe ich noch nie probiert. Wie kommst du denn da drauf? Und was hat denn das mit der Musik zu tun?" fragte das Mammut zurück. "Das ist eine traurige Geschichte: Die Kinder von Robert Schumann hatten einen kleinen Vogel. Schumann hat ihn mit Markklöschen gefüttert, und das hat der leider nicht überlebt." "Na hör mal, und dann bietest du mir so etwas an? Ich bin sowieso Vegetarier." "Dann rate mal, wie mein Lied heißt, ein Tipp: Es hat etwas mit dem Tod des Vogels zu tun", forderte Clara das Mammut auf.

35 Erster Verlust(Clara)

36 Bei diesen Klängen spürte das Mammut wieder, wie verliebt es war. Und wie schmerzhaft der Verlust war! Ob es SIE jemals wiedersehen würde? "Erster Verlust!" jammerte es leise vor sich hin. Aber Frau Ebenholz hatte es gehört. "Da ist es ja wieder, unser MAMMUTHUS PIANOGENIUS! Das Stück heißt tatsächlich Erster Verlust!" rief sie erfreut aus. "So ähnlich werden sich die Kleinen gefühlt haben, als sie den toten Vogel fanden. Und auch der nächste Titel hat etwas mit den Kindern Schumanns zu tun: Er spielt auf den ersten Schultag seiner Tochter Marie an, wie sie morgens zur Schule wanderte, und darin ist die Melodie des Liedes Am Morgen, wenn die Hähne krähn, versteckt." "Kenn ich nicht", murmelte das Mammut, aber mit seinen Gedanken war es sowieso ganz wo anders.

37 Kleiner Morgenwanderer

38
Ganz früh am Morgen zog das Mammut fort, um nach seiner Liebsten zu suchen. Forsch marschierte es los und entschwand dann in der Ferne.

Da sah es einen Landarbeiter, der mit seiner Sense Gras abschnitt. Das brachte das Mammut auf eine Idee: Wenn es SIE fände, wollte es ihr ein Geschenk mitbringen. Im gleichen Rhythmus wie der Schnitter senste das Mammut mit seinen Stoßzähnen lange Halme ab und band sie zu einem schönen Grasstrauß.

39 Schnitterliedchen(Lukas)

40 Schon wieder wurde es aus seinen Träumen gerissen. "Du, Mammut, wie alt bist du eigentlich?" fragte Lukas. "So etwa 40 Jahre, ganz genau erinnere ich mich nicht." "Bist du dann ein Kind oder ein Erwachsener?" "Na hör mal, schau mich doch an, ich bin ja wohl in den besten Jahren! Meine Zähne sind doch noch gar nicht sooo abgenutzt, mal ganz zu schweigen von meinem Temperament."

"Dann ist das, was jetzt kommt, ja gerade richtig für dich!" freute sich Frau Ebenholz. Und dann zu allen: "Ist euch eigentlich aufgefallen, dass die Kompositionen bisher immer schwerer und länger wurden? Na ja, nicht grundsätzlich, aber im Großen und Ganzen schon. Das liegt daran, dass Robert Schumann ja ein Buch für Klavierschüler schreiben wollte. Und da fing er natürlich mit leichten kurzen Stückchen an und steigerte die Schwierigkeit allmählich. Aber das seiner Einschätzung nach alle Stücke bis jetzt Für Kleinere sein sollten, wage ich doch sehr zu bezweifeln! Welches kleinere Kind soll denn solch schwere Sachen spielen, nein, das war bestimmt auch vor 50 Jahren nicht anders. Auf jeden Fall teilte er sein Album für die Jugend in zwei Abteilungen ein: Die erste haben wir ja soeben abgeschlossen, nun folgt die zweite mit Kompositionen Für Erwachsnere, ich glaube, du, Mammut, passt da genau hin. Also nun das erste Stück dieser zweiten Abteilung, es heißt Kleine Romanze."

Gleich setzte die Erinnerung des Mammuts wieder ein. Klar, so eine Romanze war wirklich nur etwas für Erwachsnere.

41 Kleine Romanze

42
Mit dem Grasstrauß im Rüssel ging das Mammut weiter. Seine Kleine Romanze hatte ihm Flügel versetzt, so leicht fühlte es sich. Es kam an singenden Kindern vorbei, die ein Ländliches Lied anstimmten, zuerst nur Mädchen, dann ein kleiner Chor - sehr nett.

43 Ländliches Lied

44
Da sah es SIE: Sie stand hinter den Kindern und lauschte entzückt. Das Mammut wollte gleich auf sie zugehen, aber dann fehlte ihm doch der Mut. So stand es nun da und sang sein Liebeslied, langsam und mit Ausdruck, dazwischen konnte man leise hören, wie sehr sein Herz pochte.

45 * * *

46 SIE hatte es bemerkt und kam langsam auf das Mammut zu. Dann gingen sie umeinander herum und bestaunten sich gegenseitig und konnten ihr Glück gar nicht fassen. Die Kinder ahmten sie nach, fassten sich an den Händen und tanzten einen Rundtanz.

47 Rundgesang

48
Es schenkte ihr seinen Grasstrauß, und, ganz Gentle-Mammut, lud es sie ins Theater ein. Auf weißen Pferden ritten sie davon, IHRE langen Wollhaare wehten im Winde.

49 Reiterstück(Mattea)

50 Als sie an dem fröhlichen Landmann vorbei kamen, der nun aber mit der Ernte beschäftigt war, drehte Sie sich um und zwinkerte ihm vielsagend zu.

51 Ernteliedchen

52
Es war das erste Mal, dass SIE im Theater war. Danach konnte sie sich gar nicht beruhigen, zu intensiv hatte sie die Aufführung miterlebt. Noch einmal zog das ganze Schauspiel an ihr vorüber, sie zitterte vor Ergriffenheit. Beruhigend legte das Mammut sein Bein um sie, sanft strich es ihr über den Kopf.

53 Nachklänge aus dem Theater(Carolin)

54 Sie erwiderte seine Zärtlichkeiten und drückte sich an es. So verharrten sie eine Zeit und vergaßen die Welt um sich herum.

55 * * *

5
6 Es betastete sie mit seinem Rüssel, sie machte dasselbe mit ihm, immer mehr verschlangen sie sich, endlos, hatte der eine gerade aufgehört, hatte der andere schon wieder begonnen.

57 Kanonisches Liedchen(Marina + Kristin)

58 Danach glühte das Mammut vor Verliebtheit, drückte sich an seine Freundin und stimmte dazu ein Liebeslied an: "Dein Bildnis wunderselig hab ich im Herzensgrund !"

59 Erinnerung(Luisa E. + Hanna E.)

60 Genau davon berichtete auch Frau Ebenholz gerade den Kindern: "Ist das nicht wundervoll, diese Melodie hat Schumann einem seiner Lieder entnommen, und das beginnt mit den Worten: Dein Bildnis wunderselig . Er nannte dieses Klavierstück Erinnerung und notierte unter dem Titel das Datum des Todestags von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Damit widmete er dieses Stück seinem guten Freund, der ein Jahr zuvor gestorben war. "Dann muss er ihn aber sehr gemocht haben! Und bestimmt hat Mendelssohn auch solche romantische Musik geliebt, wenn das Stück so schön klingt", überlegte Hanna. "Er hat sie nicht nur geliebt, es hat sie sogar selber geschrieben", setzte Frau Ebenholz ihre Erläuterungen fort. "Mendelssohn war ein ebenso berühmter Komponist der Romantik, Schumann hat ihn verehrt."

Das Mammut musste immer noch darüber nachdenken, wieso Schumann dasselbe Lied geschrieben haben soll, das es SEINER Liebsten gesungen hatte. Ach, was war das schön gewesen, sooo verliebt! Sie kuschelten noch ein wenig

da kam ein fremder Mann, eine finstere Gestalt aus dem Nichts auf sie zu, warf ein Seil um sein Mammut-Mädchen und entführte es! Sie wehrte sich, das Mammut versuchte, sie festzuhalten, aber es nütze nichts. Mit großen, harten Schritten zerrte er sie fort. Weg war sie!

61 Fremder Mann(Sören)

62 "Armes Waisenkind war das stark und kräftig genug?" fragte Sören. "Was, was ist stark und kräftig? Doch nicht das Waisenkind!" Frau Ebenholz war verwirrt.

"Das waren die Melodietöne wie bei dem Stück Armes Waisenkind, da bin ich mir ganz sicher." "Ja, du hast recht", antwortete Frau Ebenholz. "Und ich glaube, so hat sich Robert Schumann das auch vorgestellt, als er vor das Stück schrieb, man sollte es stark und kräftig spielen." Sören hatte noch eine Frage: "Aber schreiben die Komponisten in ihren Musikstücken nicht immer mit italienischen Wörtern, wie man das spielen soll? So wie Allegro, Andante oder so?"

"Das ist ein sehr guter Hinweis", lobte Frau Ebenholz. "Robert Schumann war einer der ersten, der all diese Angaben konsequent mit deutschen Wörtern schrieb."

Die hatten vielleicht Probleme! Seine Freundin war entführt worden, und die Menschen diskutierten über italienische Titel oder so! Traurig stand das Mammut da, konnte es immer noch nicht fassen. Wo sie wohl war! Wie es ihr ging? Ob sie an ihn dachte?

63 * * *(Svenja)

64 "Dem werde ich es zeigen, na warte!" Die Trauer des Mammuts schlug um in Wut. Das Tier baute sich in voller Größe auf, spielte mit seinen Muskeln, und mit einem Schlachtruf zog es los.

65 Kriegslied (Johannes)

66 Es wusste nicht, wie, aber schließlich fand es sich im Orient wieder, wie in einer Kulisse zu 1001 Nacht. Aber, das war doch, da saß doch seine süße Mammutfrau! Auf der Stirn ein Diadem mit bunten Edelsteinen, um die Schultern ein durchscheinendes Tuch verführerisch sah sie aus! Aber was machte sie dort? Statt sich zu wehren, statt zu flüchten erzählte sie dem Kalifen, der vor ihr saß, Märchen! Das Mammut konnte nicht glauben, was es dort sah, liebte sie es denn gar nicht, war es ihr gleichgültig?

67 Sheherazade(Tina)

68 Es war Abend geworden, doch SIE plauderte weiter und weiter. Aber schließlich stockte sie und versprach, in der nächsten Nacht noch weit spannendere Geschichten zu erzählen, wenn man ihr nur das Leben ließe. Jetzt dämmerte es dem Mammut, dass seine Freundin die Geschichten bloß erzählte, um zu überleben. Sie durfte nur nie richtig zu einem Ende kommen, denn dann sollte sie ermordet werden, wie grausam!

"Sheherazade", rief Tina. "Shehe was?" fragte das Mammut erstaunt zurück, die reale Welt hatte es wieder. Tina erklärte weiter: "She-he-ra-za-de! So hieß in den Märchen aus 1001 Nacht eine Prinzessin, die der Ermordung entkam, weil sie so fantasievolle Geschichten erzählen konnte."

Puh, das war nur ein Traum gewesen, die Musik hatte das Mammut in diese Märchenwelt entführt. Wahrscheinlich ging es seiner Liebsten gut und sie war in Sicherheit. "Das war so echt, toll, was dieser Robert Schumann mit seiner Musik schaffte!" "Dann warte mal ab, was in den nächsten Stücken noch passiert", freute sich Charmaine. "Gleich schon bei dem nächsten: Wenn man den Titel liest, der von der Weinlese handelt, "

"Versuche nicht, mich zu vereimern!" platzte das Mammut dazwischen. "Wein kann doch gar nicht lesen, so ein Quatsch!" "Nein", fuhr Charmaine fort, "wenn man Wein liest, erntet man ihn. Das wollte ich ja eben sagen, es klingt, als ob die Weintrauben aus der Kiepe heraus kugeln, hör doch mal."

69 Weinlesezeit Fröhliche Zeit

70
"Das klingt ja, als hicks als hätte jemand bei der Weinlese genascht und kann sich kaum noch auf den Beinen halten hicks. T-t-tolle Idee, Schumann!" Das Mammut sprach ganz seltsam, so, als hätte es seine Kiefer nicht mehr unter Kontrolle. Besorgt sahen die Kinder es an. "Mammut, geht es dir gut?" fragte Frau Ebenholz. "Du verdrehst deine Augenhöhlen so komisch. Und du siehst ein wenig aufgeschwemmt aus." Sie ging näher an das Wesen heran und fühlte am Schädel, ob es vielleicht Fieber hätte. "Nein, hicks, ich fühl mich sauwohl, sofern sich ein Mammut wie eine Sau fühlen kann hicks", antwortete das und schwankte im Türrahmen. Die Kinder quetschten sich an ihm vorbei durch die Terrassentür bis nach draußen um es aufzufangen, aber da hatte das Mammut sein Gleichgewicht schon wieder gefunden. Dafür konnten sich nun die Kinder kaum auf den Beinen halten, so erstaunlich war das Bild, das sich ihnen bot: Sie standen vor dem Körper eines wohlgenährten, fast schon etwas dicken Tieres, und der war dicht mit braunem Wollhaar bewachsen. Eben so, wie wohl ein richtiges lebendiges Mammut ausgesehen haben musste. Aber da sie es ja alle sahen, konnte das kein Traum sein. "Das Mammut spürte, dass irgend etwas geschehen sein musste, und zog vorsichtig seinen Kopf aus der Tür ins Freie. Na ja, so vorsichtig, wie man sich eben bewegen kann, wenn man betrunken ist, ein paarmal stieß es schon an die Türrahmen und verkratzte sie mit seinen Stoßzähnen. Außerdem war ja auch sein Kopf nun fleischig und brauchte mehr Platz als vorher.

"Oh, mein Kopf brummt! Was ist los, meine Freunde, ihr seid so ruhig?" Aber indem es seinen Kopf umgewandt hatte, hatte es natürlich selber gesehen, wie es um ihn aussah. Es schwankte zwischen Entsetzen und Freude. "Meine Haar, mein Körper, noch 500 Kilo, dann bin ich wieder ganz der Alte!"

Es war so erregt, dass die Trunkenheit und die Kopfschmerzen wie weggeblasen waren.

Bloß: Wie war es dazu gekommen? Julius hatte eine Idee: "Ich resümiere: 1) Mammut, du warst ein Knochengerippe, als du hierher kamst. 2) Nun hast du ziemlich zugenommen und dir sind wieder Haare gewachsen. Schlaue Frage: Was hat du in der Zwischenzeit gegessen? Dein Kopf steckte doch in der Tür, an Gras konntest du also nicht kommen. Aber: Du warst doch eben betrunken, und zwar genau nachdem du das Wein-Lied gehört hattest. Es wäre zwar sehr sonderbar, aber könnte es nicht sein, wäre es nicht denkbar, auch, wenn das eine ziemlich abgefahrene Theorie wäre,

das du dich von Musik ernährst?"

"Mmmh, Mmmusik, ich habe Musik zum Fressen gern, ihr etwa nicht? Klar, ich kann mich kaum satt hören, ich habe gar nicht mitgekriegt, dass ich die ganze Zeit genascht habe aber ich muss doch noch zunehmen, damit ich die nächste Eiszeit überstehe. Also, bitte, gebt mir mehr davon, gebt mir mehr Musikfutter!"

"Das kannst du haben, und mein Thema ist genau das, was du magst. Mit viel Polyphonie, das ist etwas ganz Leckeres! Und davon kriegst du hier die geballte Ladung, auf geht"s." Julius setzte sich an den Flügel und spielte das Thema.

71 Thema(Julius)

72 "Da muss ich erst einmal schlucken", meinte das Mammut. "Das ist ja ganz schön schwere Kost, so ineinander verschlungen. Aber gemundet hat"s, danke! Bloß, könnte ich nicht als Dessert noch etwas Süßeres haben, so etwas Sahnig-Cremiges?"

"Ich glaube, da wird dir mein Stück schmecken. Schon allein der Name: Mignon müsste dir auf der Zunge vergehen, nicht wahr?" Meryem trat an den Flügel. "Klingt gut, aber ich will ja nichts essen, bei dem ich die Inhaltsstoffe nicht kenne. Was ist denn Mignon?" fragte das Mammut. "Das ist der Name von einem reizenden Mädchen in einem Roman von Goethe, ach ja da fällt mir wieder ein, was ich schon viel früher hätte fragen wollen: Wie heißt DU eigentlich?"

"Mmh, das ist schon so lange her, ich erinnere mich gar nicht. Ich glaube, ich hatte gar nicht so einen Namen wie ihr." "Dann geben WIR dir einfach einen. Was hältst du von

Mammut, Mamm, Mammpf , wo du doch so verfressen bist?"

Mammpf - das Mammuthus pianogenius, die Kinder waren begeistert. Und natürlich auch das Mammut, das ja nun einen richtigen eigenen Namen hatte.

"Aber nun spiel schon dieses Lied von dem verführerischen Mädchen, du hast mir das Maul ja schon richtig wässrig gemacht!" Kaum hatte Mammpf einen Namen, fing er auch schon an zu quengeln.

73 Mignon(Meryem)

74 Mignon, SEINE süße, kleine Mignon! Wie zart sie war für eine Mammutkuh! Wie geschickt sie es anstellte, mit ihren nackten Füßen auf einem Seil zu balancieren! Sie schwankte, und schaffte es doch, weiter zu gehen

"Na, wie hat dir dieses Stück geschmeckt?" Meryem konnte es kaum abwarten. "Mmh, köstlich! Süß aber auch mit einem leichten Zitronenaroma!" schmatzte Mampf. "Mammpf, wenn du wüsstest, was für einen Volltreffer du da wieder gelandet hast", rief Meryem. "Frau Ebenholz hat es mir erklärt, und ich kann dir das ja als Rätselfrage stellen: In dem Roman spricht Mignon ein Gedicht, das mit dem Satz beginnt Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?, da hast du deine Zitronen! Aber was für ein Land könnte wohl gemeint sein?" "Ich weiß es", rief Carla vorlaut dazwischen und nahm Mammpf damit die Möglichkeit, zu antworten. "Italien! Dort gibt es Zitronen, und von der Sehnsucht nach Italien handelt das Gedicht!" "Spielverderberin!" ärgerte sich Meryem. "Du musst das natürlich wissen, bestimmt hat Frau Ebenholz dir das auch erklärt, weil du doch das nächste Stück spielst, und das handelt ja wohl auch von Italien. Das ist bestimmt kein Zufall, dass diese beiden Klavierstücke nacheinander gespielt werden sollen." "Jaja, nun sei mal nicht gleich beleidigt", raunzte Carla zurück. "Und natürlich war das Absicht! Robert Schumann hat doch ganz viele Stücke aufeinander folgen lassen, die zusammen gehören." "Zum Beispiel?" wollte Meryem wissen. "O.k., du wolltest es ja so: Nummer 7 und 8 Jägerliedchen und Wilder Reiter, dann mein Lied italienischer Marinari, - du musst wissen, Marinari sind Seeleute -, und danach das Matrosenlied, dann zwei Stücke, die beide Winterszeit heißen ". "Jaja, das ist auch schon alles!" triumphierte Meryem. "Aber es gibt noch mehr Stücke, die zusammen gehören", murmelte Carla beleidigt zurück. "Tja, aber die folgen nicht direkt aufeinander, und das hattest du ja gesagt", wetterte Meryem. "Das hätte ja jeder von uns gewusst."

"Und wo ihr gerade solche Zusammenhänge erforscht: Es gibt ja auch einige Stücke, die zwar keine Ähnlichkeit in ihren Namen, dafür aber in der Musik haben. Das war eine gute Planung von Robert Schumann, denn so spürt der Zuhörer, dass alles irgendwie zusammengehört", schaltete sich auch Frau Ebenholz in dieses Gespräch ein.

"Musik her, ich habe Hunger", drängte Mammpf. "Na hör mal, du hast doch die ganze Zeit gefressen, du bist ja schon richtig fett geworden. Nun übertreib"s nicht!" wollte Carla das Mammut bremsen.

"I wo, ich war ganz in Gedanken und habe mich von den Titeln der Stücke in eine Traumwelt verführen lassen", meinte Mammpf unbedarft. "Nein, du musst auch alle Klänge gefressen haben, sonst hättest du nicht sooo dick werden können!" Mammpf sah sie niedergeschlagen an. "Aber ich bin doch nicht fett?!" "Nun gut, ich werde dir noch einmal etwas Italienisches geben, Meeresfrüchte sozusagen, die sind gesund und leicht. Na ja, abgesehen von den Kalorienbomben-Klängen zu Beginn."

75 Lied italienischer Marinari(Carla)

76 "Mmh, noch mal dasselbe", bestellte Mammpf. "O.k. hier die Fortsetzung, sozusagen noch ein See-Gang !" scherzte Carla.

77Matrosenlied

78
"Übrigens: Das ist schon klasse, wenn die Titel gleich die Richtung geben, in die man denken soll, wenn man die Musik hört", bemerkte Mammpf. "So tief wie vorhin bin ich zwar jetzt nicht in die Musik eingetaucht. Aber immerhin habe ich fremdländische Gewürze kosten dürfen. Eigentlich hätte ich ja bei dem Namen Matrosenlied an einen jungen Seemann gedacht, aber wie bitte schön klingt ein Seemann? Dann habe ich überlegt, dass Matrosen ja weit in der Welt herum kommen, und vielleicht sollte man sich genau das vorstellen! Zwischendrin Anklänge an eine spanische Habanera dam-die-da-da-dam und an die Musik des Orients, eine gute Idee!"

"Und genauso wollte es auch Robert Schumann", setzte Frau Ebenholz die Erläuterungen fort. "Die Titel sollten dem Pianisten Hinweise für den Vortrag geben, Schumann hat sie übrigens erst erfunden, nachdem er die Musik fertig komponiert hatte. Einmal hat de Mann, der später das Titelblatt zum Notendruck entworfen hat, zugesehen, wie die junge Frau Schumanns, Clara, die Stücke spielte. Er beschrieb das folgendermaßen:

Während des Klaviervortrags saß der Komponist mit gesenktem Haupte und halbgeschlossenen Augenliedern an der Seite seiner Frau und flüsterte vor jedem Stück dessen Überschrift und einige erklärende Bemerkungen. Schumanns Erklärung von Winterszeit lautete etwa folgendermaßen: Ringsum verschneit liegt Wald und Flur, dichter Schnee bedeckt die Straße. Abenddämmerung. Es beginnt in leichten Flocken zu schneien. Im traulichen Zimmer sitzen die Alten und schauen dem fröhlichen Kinder- und Puppenreigen zu "

"Ihr Menschen, ihr seid schon komische Wesen!" rief Mammpf. "Da freut man sich auf einen kühlen Winter, und dann zaubert ihr euch eine wohlige Kamin-Atmosphäre! Wir Mammuts, wir lieben die Eiszeit, nicht umsonst haben wir eine dicke Fettschicht, dichtes Fell und ganz kleine Ohren. Aber bei solcher Gemütlichkeit kommt man ja gleich ins Schwitzen. So wie damals, als es langsam immer wärmer wurde "

79 Winterszeit I

80
"Wenn das Stück nicht Winterszeit heißen würde hätte es glatt geschmeckt", kaute Mammpf nun doch ein wenig überrascht an den letzten Tönen herum.

"Aber das war ja nur der erste Teil, nicht so ungeduldig, es geht gleich weiter. Und wenn ich das richtig sehe, klingt das zu Beginn nun doch so, als würde ein Mammut durch metertiefen Schnee waten, da hast du"s. Na, und der Reigen-Tanz, den Robert Schumann doch in seiner Erläuterung angekündigt hatte, der kommt auch erst in dem nächsten Stück, wart"s ab", entgegnete Sophie. Und Lea fügte hinzu: "Ach ja, und dann noch ein ganz interessantes Gewürz, man nennt es Zitat: Gegen Ende lässt Schumann ein damals als Großvatertanz bekanntes Lied anklingen, das soll ein Bild für die Idylle in der Familie sein."

81 Winterszeit II(Sophie + Lea)

82 Zwei Mammuts wandern durch metertiefen Schnee. Mal geht das eine etwas vor, mal das andere, aber meistens trotten sie nebeneinander her. Als sie auf eine Lichtung kommen, an der das Eis schon etwas getaut ist, drehen sie sich vor lauter Freude im Tanz, immer schneller, immer übermütiger.

Zwei Mammuts wandern durch metertiefen Schnee. Mal geht das eine etwas vor, mal das andere, aber meistens trotten sie nebeneinander her. Das eine denkt darüber nach, wie es wohl wäre, wenn sie beide für immer als Paar zusammen blieben:

Als dann der Mammpf seine Mammutfrau nahm, da war der Mammpf ein Bräutigam

Federleichte Schneeflocken fielen vom Himmel, erst nur ein paar, dann immer mehr. Seltsam, es wirkte, als machten die neuen den Tanz der ersten nach. Und schließlich führten sie ein richtiges Ballett auf, sie hüpften und tanzten, und die neuen imitierten die Spur der alten in immer dichterem Treiben.

83 Kleine Fuge(Charmaine)

84 Die beiden Mammuts waren weitergezogen, immer tiefer versanken sie im Schnee, immer kälter wurde es. Sie liebten das! Als sie an einer besonders schönen Stelle im Norden angekommen waren, verharrten sie und beschlossen, genau an diesem Ort zu bleiben. Was für ein Glück!

85 Nordisches Lied

86
"Welches Wort entsteht, wenn man die Buchstaben G A D und E aneinander hängt?" fragte Hannah.

"Glück auf der Erde", antwortete Mammpf gedankenversunken. "Nein, wirklich nur die Buchstaben!" "G-a-d-e?" Jetzt war Mammpf wieder ganz bei den Kindern. "Stimmt. Und mit diesen Tönen begann das Lied, das ihr eben gehört habt, es heißt Nordisches Lied und ist dem dänischen Komponisten Niels Wilhelm Gade gewidmet. Alles klar?" "Das schmeckt ja fast wie der Choral vom Anfang", freute sich Mammpf. "Ja, und es kommt noch besser", stimmte Maike zu, "hör dir doch mal unser Stück an:"

87 Figurierter Choral(Hannah + Maike)

88 "Der Choral, aber nun mit viel Zuckerguss und Sahnefüllung!" freute sich Mammpf, der immer noch kaute.

Aber hing da nicht ein Stück Notenpapier aus seinem Maul? Zu lesen war noch die Zahl 42! Klavierstück Nummer 42, Figurierter Choral! Das war doch nicht möglich, Mammpf fraß gar nicht nur die Klänge, nein, er futterte auch die Blätter.

Frau Ebenholz hatte das auch bemerkt und rief erschrocken: "Kinder, wo sind eure Noten?" "Ich dachte, sie lägen noch auf dem Flügel," meinte Carolin. "Haben Sie sie denn nicht?" "Nein, nein, Ihr müsst doch eure Noten haben, wie wollt ihr denn heute Abend das Konzert geben? Sucht doch bitte, aber schnell!" Voller Panik lief Frau Ebenholz im Raum umher. Sie schaute sogar unter den Schränken nach nichts!

"Mmh", mümmelte Mammpf, "ich wusste doch nicht Ich dachte doch bloß Wer wird denn schon von Klängen allein satt?"

"Mammpf!!!" dass Frau Ebenholz so schreien konnte, so hatten sie die Kinder noch nicht erlebt. "Gib sie sofort wieder her! Das darfst du nicht! Das kannst du doch nicht!" Aber ihr war klar, dass es nicht mehr möglich war, die Noten zurück zu bekommen, Mammpf hatte sie verschlungen.

Mammpf schaute traurig, er hatte nichts Schlechtes im Sinn gehabt. Und die Kinder hatten doch so gestaunt, dass er Musik fressen konnte.

Als Frau Ebenholz bemerkte, wie erschrocken die Kinder blickten, setzte sie ihr schönstes Lächeln auf und tat ganz gleichgültig: "Na ja, mir wird schon was einfallen. Dann spiele ich jetzt eben das letzte Stück aus dem Album für die Jugend, es heißt passenderweise Zum Beschluss, na ja, so nannte Schumann es selber. Aber im ersten gedruckten Notenbuch stand dann er Titel Silvesterlied darüber, warum auch immer. Ich habe es in meinem Studium auswendig gelernt, mal schauen, ob ich das immer noch kann." Sie setzte sich an den Flügel und spielte dieses ruhige, feierliche Stück.

89 Silvesterlied

90 Danach lächelte sie zufrieden und meinte: "Ich gehe gleich zu meinem alten Professor, der hat bestimmt noch ein Notenheft für euch."

Und indem sie sich versöhnlich zu Mammpf umdrehte: "Entschuldige, meine Nerven. Das war doch gar nicht o schlimm, du hast es ja nicht böse gemeint."

Das heißt sie drehte sich um, aber sie sprach vor eine leere Türöffnung.

"Mammpf, wo bist du? Kinder, habt ihr ihn gesehen?"

Nein, niemand hatte mitgekriegt, wie Mammpf ganz alleine wieder gegangen war. Er hatte etwas von dem schönsten Gefühl der Welt gespürt, der Liebe. Und er hatte die leckerste Sache der Welt gekostet, die Musik.

Aber er hatte auch gespürt, dass er nicht hierher passte. Schaden hatte er bestimmt nicht anrichten wollen! Also war er wieder zurück in seine Grube gegangen, er war plötzlich so müüüde, das hatte ihn doch ganz schön angestrengt. Er hatte sich hingelegt und war sofort eingeschlafen. Nun träumte er von all der Musik aus dem Album für die Jugend, vor allem aber von dem Choral und allen Stücken, in denen er wieder auftauchte.

Die Probe der Klavierkinder war ja nun eigentlich beendet, da Frau Ebenholz das letzte Stück aus dem Album für die Jugend gespielt hatte.

Aber da kamen in paar Mädchen auf sie zu. "Frau Ebenholz, wir habe unsere Lieder doch noch gar nicht geprobt. Sie haben doch gesagt, die wären auch aus dem Album für die Jugend", fragte Tahilavorsichtig. "O ja, das stimmt", sagte Frau Ebenholz. "Aber schaut, eure Stücke wollte Schumann gerne in diesem Buch drucken lassen, dazu ist es aber nicht gekommen. Manche hatte er ja in das Geburtstagsalbum für Marie geschrieben, andere standen in Skizzenbüchern. Sie alle blieben liegen und werden bestimmt später einmal aus dem Nachlass veröffentlicht." "Sind Noten aus einem Nachlass günstiger?" wollte Emily wissen. "O nein, Nachlass bedeutet, dass man die Notenblätter erst nach Schumanns Tod verlegt", antwortete Frau Ebenholz. "Die verlegen seine Noten? Da finden sie sie erst im Nachlass, und dann verlegen sie sie? Die müssten mal aufräumen!" wetterte Emily.

Frau Ebenholz musste lachen. "Aber nein, ein Verleger kümmert sich um den Druck und Verkauf der Noten. Und: Doch, natürlich sollt ihr eure Stücke jetzt noch spielen! Wenn sie doch nachträglich gedruckt werden, sollt ihr sie auch als Ergänzung nach allen anderen vortragen.

Tahila und Emily, euer Stück steht in Schumanns Skizzenbuch."

"Ob die anderen merken, welches Tier sich in unserem Lied versteckt haben soll?" Tahila war kaum zu bremsen.

91 Gukkuk im Versteck(Tahila + Emily)

92 Manche Kinder lächelten, andere blickten ratlos, wo war denn da ein Tier? Mammpf, ja der hätte das bestimmt bemerkt und ihnen erklärt. Für Frau Ebenholz war das natürlich auch alles klar: "Prima, man hat den Kuckucksruf ganz deutlich gehört, Ku-ckuck", sang sie. "Aber es gibt noch ein viel schwierigeres Rätsel, Ceren wird es euch gleich vorspielen. Ihr Stück hat Schumann sogar extra für die Druckausgabe des Albums schön abgeschrieben, dann aber doch noch ausgesondert."

93 Rebus (Ceren)

94 "Und was für ein Rätsel soll das sein?" fragte Kristin fast schon etwas vorwurfsvoll. "Also, mein Stück heißt Rebus, das ist so etwas wie ein Bilderrätsel. Ich habe die Namen der jeweils höchsten Noten aufgeschrieben, kriegt ihr heraus, was für ein Spruch sich dahinter verbirgt? Er ist übrigens ziemlich seltsam!"

Dann zeigte Ceren den Anderen ihre Aufzeichnungen: "Wenn man das dann nacheinander liest und ein paar Buchstaben weglässt, ergibt sich folgender Spruch:

Laß das Fade, faß das Echte!

Eine gute Idee, nicht wahr? Aber mal im Ernst, hättet ihr das gehört?"

"Hanna, als nächste bis du dran. Denn dein Stück hat Schumann ebenfalls für den Druck vorgesehen, aber dann hat er es doch noch beiseite gelegt", lenkte Frau Ebenholz ab.

95 Eine berühmte Melodie von L.van Beethoven(Hanna B.)

96 "Da kann aber etwas nicht stimmen. Das ist doch gar nicht von Robert Schumann, nein, ich kenne das, das ist von dem, von diesem Ludwig Beet wie hieß er noch?" Marina hatte Musik-Leistungskurs, trotzdem fiel ihr der der Name des Komponisten in dem Moment ein. Aber sie hatte recht und Hanna wusste noch mehr: "Der Mann hieß Ludwig van Beethoven, und das ist ein ganz berühmtes Chorlied aus seiner 9. Sinfonie. Aber Robert Schumann muss diese Melodie so gut gefallen haben, dass er eine neue Begleitung dazu erfand. Und dann wollte er, dass das Ganze mit in sein Album für die Jugend kommt. Er hatte sogar einen kleinen Lehrgang durch die Musikgeschichte geplant und dafür noch andere Stücke bearbeitet."

"Aber mein Puppen-Schlafliedchen hat er sich doch ganz alleine ausgedacht, nicht wahr?" fragte Jule besorgt. "Ja sicher, nun spiel es doch einmal", ermunterte sie Frau Ebenholz.

97 Puppen Schlafliedchen(Jule)

98 Als Letzte war Amelie dran. Sie ging an den Flügel und überlegte, wo die ersten Töne lagen. Sie probierte etwas, aber nein, das klang irgendwie anders. Schließlich hatte sie die Töne gefunden und spielte ihren Bärentanz.

99 Bärentanz(Amelie)

100 Dafür erntete sie von den anderen Kindern viel Applaus, denn sie war ja die Jüngste, die bei dem Konzert mitmachen wollte. Nur Svenja klatschte nicht. Stattdessen meinte sie: "Mensch, Amelie, kriegst du die Töne, die du vorher ausprobiert hast, noch einmal hin?" "Na klar, so war das:" antwortete Amelie und spielte den Anfang ihres Tanzes, aber statt des C griff sie ein Cis.

"Maaammmpf, das ist das Lied von Mammpf!" Amelie hatte es selber erkannt. "Ach der fehlt mir so! Was der wohl macht?"

WAS Mammpf machte, erfuhren die Kinder Wochen später in der Tageszeitung:

Die Archäologen hatten ihn immer noch auf der linken Seite liegend gefunden. Vorsichtig hatten sie ihn geborgen, jeden Knochen zum Schutz eingegipst und dann das Ganze mit einem Pferdefuhrwerk nach Münster transportiert. Dort hatten sie ihn auf einem Metallgerüst zusammengesetzt und nun wurde er zum Star des geologischen Museums der Universität in Münster.

Von weit her reisen seitdem Menschen an, um das berühmte Ahlener Mammut zu sehen, denn Mammpf ist das am vollständigsten erhaltene Mammut-Skelett Deutschlands!

Und jetzt, 100 Jahre später, hat man ihm eine Kur bewilligt: All seine Knochen liegen fein säuberlich in Kisten verpackt. Er hat eigene Wissenschaftler, die sich nur darum kümmern, wie man Beschädigungen an seinen Knochen reparieren kann und wie Teile, die früher falsch nachgebildet worden waren, korrekt aussehen müssten. Und wenn Mammpf dann, gut erholt und erfrischt, wieder aufgebaut wird, bekommt er ein eigenes Fenster, das seiner Größe angemessen sein wird. Und dadurch kann Mammpf dann nach außen und auf den Münsteraner Dom blicken, wenn das keine guten Aussichten sind!

Aber Alle kümmern sich nur um seine Knochen, und Niemand ahnt, was für ein musikalisches Genie es ist, dieses Mammuthus pianogenius!

Nur wir, wir wissen das!

Und weil die Begebenheit nun 100 Jahre her ist, haben wir Mammpf und Schumanns Album für die Jugend wieder auferstehen lassen!

101 Mammuttanz

102 Applaus (Anna, Emir, Leandra)

Im Wesentlichen können Sie diese Seiten betrachten, ohne dass Cookies gesetzt werden.

Wenn Sie Formulare nutzen oder z.B. YouTube-Videos auf den Schülerseiten ansehen möchten, müssen Cookies erlaubt sein.

Weitere Details erhalten Sie in den Informationen zum Datenschutz, . Dort können Sie einzelne Cookies aktivieren oder deaktivieren.

Einstellungen